29. März 2023
Rund um den Tag des Schweizer Bieres vom 28. April 2023 gab es viele Anlässe in der ganzen Schweiz. Auch am Folgetag wurde die Bierkultur weiter zelebriert. So fanden die 19. Solothurner Biertage (50 Brauereien) oder das Feldschlösschen Brauereifest (Rheinfelden) statt. Wir entschieden uns nach Bern zu fahren, um dort ein kleines aber feines Bierfestival mit dem Motto ‘Lasst uns FESTEN!’ zu besuchen. Das Internationale Bierfestival Festen fand zum ersten Mal in der wunderschönen Dampfzentrale in Bern statt. Acht internationale und zwei nationale Brauereien präsentierten an diesem Samstag ab 14 Uhr ihre Bierkreationen. Also nichts wie hin nach Bern.
Wir sind früh unterwegs und kommen kurz nach 14 Uhr in Bern an. Bern ist nicht nur die Schweizer Bundeshauptstadt, die Altstadt mit dem historischen Stadtkern gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. Wir entscheiden uns zu Fuss zur Dampfzentrale zu gehen. Vorbei an imposanten Sandsteingebäuden und entlang der Lauben (Arkaden) gelangen wir über den Bundesplatz zur Bundesterrasse, von welcher man einen fantastischen Blick auf das darunterliegende Marzili hat. In diesem Quartier befindet sich die Dampfzentrale. Die kürzeste Drahtseilbahn der Schweiz, die Marzilibahn (erbaut 1885), würde den Abstieg hinunter zum Fluss erleichtern. Wir nehmen aber für die gut 31 Höhenmeter den steilen Fussweg. Danach noch ein kurzes Stück an der Aare entlang bis zu unserem Ziel, der Dampfzentrale.




Die Dampfzentrale liegt mitten in Bern, direkt an der Aare und ist ein ehemaliges Industriegebäude. Das Kraftwerk wurde 1973 stillgelegt und sollte eigentlich dem Erdboden gleichgemacht werden. Doch die Berner Denkmalpflege griff ein und so konnte die Dampfzentrale erhalten bleiben. Heute ist sie ein gut geführtes Kulturzentrum mit Theater/Musik-Bühne, Übungsräumen und einem Gastrobetrieb.


Den Eintritt (CHF 20.-) für das Festen Bierfestival haben wir uns online gekauft. Der Andrang ist nicht gross und so sind wir rasch im Besitz unseres Eintrittsbändels, dem inkludierten Degustationsglas (1.5 dl) und vier Jetons in Form eines Kronkorkens. Die Biere kosten zwischen zwei und sieben Jetons. Darum kaufen wir uns noch für CHF 40.- weitere Jetons.
Zuerst verschaffen wir uns einen Überblick, was nicht schwer fällt. Das Festen ist klein und gut überschaubar. Es hat genügend Stehtische und Bänke, wo man sich niederlassen kann.




Im Aussenbereich hat es weitere Sitzgelegenheiten und es gibt ein feines Essensangebot von Jumi (zB einen Lambic-Hotdog oder ein geniales Apéro-Plättli). Perfekt also, um die Sonne und ein feines Bier zu geniessen.




Wir starten bei der Berner Brauerei Nine Brothers. Eine Brauerei aus der Schweiz? Kann die mit den anderen bekannten Namen mithalten? Ja, sie kann. Ich starte mit der Berliner Weisse #3 Maple Smoke (3.6 %) und obwohl ich gar nicht die ‚rauchige‘ bin, schmeckt mir dieses Bier wunderbar und ist mein perfekter Start ins Festival.

Wir gesellen uns zu Biersommelier-Kollegen und bald stossen noch weitere befreundete Bierkenner/Bierliebhaber zu uns. Nun wird verkostet, verglichen, gefachsimpelt und bewertet.
Die weiteren Brauereien:
– The Kernel (ENG)
– Cantillon (BEL)
– Wylie (ESP)
– De La Senne (BEL)
– Bierol (AUT)
– Ales Agullons (ESP)
– L’Ermitage (BEL)
– BFM (CH)
– Brewski (SWE)
Das Gipfe 2023 von Bierol ist mein nächstes Bier. Elegant, funky und komplex. Man schmeckt die 6 Monate im österreichischen Weissburgunder-Fass. Und die Kalthopfung mit dem Riwaka-Hopfen macht dieses Saison erfrischend-zitronig.
Es gibt nicht nur Bier und etwas zu essen; ein DJ sorgt für musikalische Unterhaltung. Die Musik ist für mich zu Beginn etwas (zu) laut . Eine Unterhaltung – zB mit den Brauern – ist irgendwie schwierig. Doch die Lautstärke wird gedrosselt, so dass es angenehmer wird.


Ich wage mich an das nächste Bier: von Brewski aus Schweden das Raspberry Liquorice Vanilla Sorbet / Fruited Berliner Weisse. Diese Berliner Weisse ist ein extrem kontrastreiches Bier. Dickflüssig und mit schweren 6 % Alkohol ist es trotzdem frisch. Die Himbeere und die Vanille stehen im Vordergrund und ich muss mehrere Schlucke trinken, bis ich alle Aromen erfasst habe. Da ist mein nächstes Bier, das Bitter von The Kernel, sehr viel einfacher zu geniessen.
Der Nachmittag vergeht rasch, mit fantastischen Bieren, tollen Gesprächen und in entspannter Atmosphäre. Das Festen Bierfestival ist gemütlich und dank limitiertem Einlass angenehm Unüberfüllt. Hier geht es um Genuss und die Besucher sind bereit den entsprechenden Preis dafür zu bezahlen.

So gegen 18 Uhr verabschieden wir uns von unseren Freunden und gehen wieder hoch in die Altstadt. Nach einer feinen Pizza gönnen wir uns noch im OnTap ein Abschlussbier, bevor es wieder mit der Bahn zurück nach Basel geht.



Hoffentlich wird das Festen Bierfestival auch 2024 wieder durchgeführt. Dann wir es für uns sicher wieder heissen: Komm, lass uns Festen!