Es gibt verschiedenste Bierwanderungen in der Schweiz. Also warum nicht das schöne Spätsommerwetter ausnutzen und ‘auf Schusters Rappen’ eine Gegend kennen lernen, die für uns noch unbekannt ist: das Stammertal. Die weite Ebene das Stammertals wird geprägt durch wunderschöne Fachwerkbauten, Rebberge und markante Hopfenstangen. Hopfen in der Schweiz? Ja, im Stammertal werden 50% des Schweizer Hopfens angebaut. Und auf dem Hopfen Bierpfad kommt man dieser Pflanzengattung aus der Familie der Hanfgewächse sehr nahe. Und so machen wir uns zu viert auf die Entdeckungstour rund um Stammheim. Zwei Diplom Biersommelier und zwei Weinliebhaber.
Der Hopfen Bierpfad ist von Mittwoch bis Sonntag ab 1 Person buchbar. Die reine Wanderzeit beträgt ca 2 Stunden (7 km). Man benötigt nebst gutem Schuhwerk noch ein Mobiltelefon, damit man unterwegs interessante Fakten rund um den Bierpfad per QR-Code abfragen kann. Während der Wanderung stoppt man an fünf Stationen, an welchen man sich stärken kann.
Station 1 / Restaurant La Stazione
https://la-stazione.rest/
Gleich beim Bahnhof Stammheim ist der Start unserer Entdeckungsreise. Im Restaurant La Stazione erhalten wir nebst dem ersten Bier auch noch Utensilien für unterwegs:
– Hopfenwasser mit Flavour-Hopfen versetzt (von Dr Brauwolf und voll lecker)
– einen Flaschenöffner
– Schlüssel für den Erdkühlschrank
Wir werden freundlich vom Personal des La Stazione begrüsst und im Nu steht das erste Bier (Cascade Zitrus/Stammheimer Hopfentropfen) und extrem wohlschmeckende Pizzabrötchen auf dem Tisch. So können wir das erste Mal auf unseren Ausflug anstossen und das bei bestem Wetter. Selbstverständlich werfen wir auch noch einen Blick auf die Speisekarte des La Stazione und finden das eine oder andere, welches uns passen würde. Doch ‘leider’ müssen wir weiter, denn die Station 2 ruft.

Station 2 / Restaurant Hirschen
https://www.hirschenstammheim.ch/
Die 1. Etappe – gut 1.3 km – führt uns schon am ersten Hopfenfeld vorbei. Diese Schlingstaude windet sich immer rechtsherum und wächst sehr stark. Je nach Jahr und Bodenqualität sind das pro Tag 30 cm! Die Triebe werden bis zu 7 m hoch, sterben jeden Winter oberirdisch ab, um dann im Frühling wieder neu aus dem Wurzelstock auszutreiben. Die männlichen Pflanzen blühen eher unscheinbar als grüngelbe Rispen. Die weiblichen Blüten sind jedoch hellgrün und erinnern an Fichtenzapfen. Und für die Bierproduktion werden ausschliesslich weibliche Blüten verarbeitet.

Nach gut 15 Minuten erreichen wir schon die Station 2. Im Restaurant Hirschen dürfen wir im lauschigen Garten unter schattenspenden Bäumen Platz nehmen. Es ist Mittagszeit und es sind schon viele Tische besetzt. Aber für uns ist natürlich ein Tisch reserviert und rasch steht das zweite Bier auf dem Tisch. Das naturtrübe Spezialbier passt hervorragend zum Schüblig und dem Dinkelotto, welches grandios schmeckt! So können wir uns frisch gestärkt auf die nächste Etappe machen.
Auch hier finden wir auf der Speisekarte sehr viele leckeren Sachen. Doch wir müssen weiter.
Station 3 / Hof Hopfengut
https://hopfengut.ch/
Bis zum nächsten Stopp, dem Familienbetrieb Hopfengut, ist es eine etwas längere Strecke. Sie führt uns zuerst durch Rebberge, vorbei an wunderschönen Fachwerkhäusern im Dorf, über die Ebene weiter zu den nächsten Hopfenfelder.






Auf dem Hof Hopfengut wird Milchwirtschaft betrieben, Hopfen und Reben werden angebaut und im Hofladen kann man diverse frische Produkte einkaufen (Fleisch, Eier, Wurst, Wein, Bier, Joghurt, Glacé, Konfitüre, Milch). Und für Weinliebhaber gibt es auch Weiss- und Rotwein aus der Region.

Wir dürfen hier zwei Biere der HOPe Kraftbiermanufaktur geniessen, das ELSA NEUPA und das Jungle Ipa. Dazu gibt es Bier-Glacé aus der Milch der hofeigenen Jersey-Kühe. Voll lecker und die Biere passen auch!
Nach diesem kleinen Snack dürfen wir kurz bei der Hopfenernte zuschauen. Die bis zu 7 m langen Ranken werden mit einem Reissgerät geerntet. Danach werden die Dolden von den Stängeln und Blättern getrennt und gleichentags getrocknet. Nach dem Trockenen werden sie in grosse Ballen zu 50 – 60 kg für die weitere Verarbeitung (Pellets) gepresst.
Weiter geht unsere Wanderung über die Ebene des Stammertals.





Station 4 / 1 Hopfenlehrpfad
Weiter führt uns der Weg zum Hopfenlehrpfad. Dort finden wir den Erdkühlschrank, wo wir unser nächstes Bier – das Schwarzbier der Brauerei Stadtguet – entnehmen dürfen. Mit einem kühlen Bier in der Hand können wir uns an verschiedenen Tafeln über den Hopfenanbau informieren. Wir dürfen uns frei zwischen den verschiedenen Hopfensorten bewegen; Cascade, Perle, Opal, Hallertauer Blanc um nur einige der vielen Sorten aufzuzählen. Sie unterscheiden sich nicht nur äusserlich, sondern auch der Geruch/Geschmack der Dolden ist völlig unterschiedlich.
Station 5 / Hof Hopfentropfen
https://hopfentropfen.ch/
Vom Hopfenlehrpfad ist es dann nur noch ein Katzensprung bis zum Hof Hopfentropfen. Hier wird bereits in der dritten und vierten Generation mit viel Liebe Hopfenanbau betrieben. Vieles hat sich in den vergangenen Jahren verändert und es wird nicht mehr nur ‘einfacher’ Hopfen angebaut, sondern viele verschiedene Aroma- und Bitterhopfen, aber auch diverse Flavour-Hopfen. Zehn verschiedene Hopfensorten wachsen in der Hopfenanlage und werden auf dem Hof getrocknet und zu sortenreinen Pellets verarbeitet.
Wir werden in der Besenbeiz bereits von der Gastgeberin Brigitte erwartet und rasch steht das erste Bier auf dem Tisch. Wir sehen wohl sehr durstig aus. Dazu gibt es ein zwei Hopfenwürstchen mit feinem Kartoffelsalat, Treberbrot und Biersenf. Alles schmeckt hervorragend.





Nach dem Essen erhalten wir von Brigitte noch einen Einblick in den Betrieb. Im Trocknungsturm werden die geernteten Hopfendolden getrocknet. Das klingt für uns recht einfach, ist es aber nicht. Bei gut 64 Grad Celsius wird das grüne Gold gedarrt und zu erkennen, wann der optimale Restwassergehalt erreicht ist, ist recht schwierig; 8% Feuchtigkeit sind zu trocken – 12% sind zu nass.

Auf dem Hof Hopfentropfen gibt es echt viel zu Erleben! Auf der kleinen Brauanlage werden Braukurse durchgeführt. Firmen oder Vereine können an der Bier Olümpiade mit viel Spass das Teamwork fördern (zB beim Bierhumpen-Curling). Genussmenschen erhalten beim Bier & Dine vom erfahrenen Biersommelier eine Einführung in die Welt der Biere. Und in der Whiskylounge erfährt man an einem Whiskyseminar einiges über die Herstellung von Whisky. Und im Hofladen kann man sich mit vielen Köstlichkeiten eindecken.
Wer immer noch nicht genug von Hopfen und Bier hat, kann Hopfen Pate werden! Für die Zeitdauer von 5 oder 10 Jahren ist man Gotte oder Götti einer Hopfenpflanze und unterstützt so den einheimischen Hopfenanbau.

Nach dem Hof Hopfentropfen führt uns der Weg zurück an den Bahnhof Stammheim. Hier gelangt man per S-Bahn oder Bus schnell nach Winterthur oder Frauenfeld.

Wir haben den Tag sehr genossen. Die Wanderung ist nicht sehr anstrengend, verdursten oder verhungern muss man auch nicht. Der Weg ist gut beschriftet und sonst hilft eine online-Karte weiter. Ganz nebenbei haben wir sehr viele interessante Fakten über den Hopfen erfahren, durften regionale Biere trinken, fein essen, uns von Fachmännern die Hopfenernte und von einer Fachfrau die Hopfenverarbeitung erklären lassen. Und in den beiden Hofläden konnten wir uns mit Leckereien und Geschenken eindecken.
Ein gelungener Spätsommertag!!
Weitere Bierwanderungen bzw Infos zum Hopfen Bierpfad findet man hier: https://www.biermoment.ch/