Entdeckung der Privatbrauerei Lasser in Lörrach

Die Privatbrauerei Lasser ist eine traditionsreiche Brauerei in Lörrach (Baden-Württemberg). Seit ihrer Gründung vor 175 Jahren hat sie sich einen Namen für hochwertige Biere gemacht und ist fest in der Region verwurzelt. Die Privatbrauerei Lasser bietet eine breite Palette an Biersorten an und so findet man für jeden Anlass das passende Bier. Und als Familienunternehmen steht die Qualität an oberster Stelle. Obwohl die Brauerei und das dazugehörende Brauhaus nur 25 km Luftlinie von unserem Wohnort entfernt ist, haben wir sie noch nie besucht. Mein erstes Lasser-Bier habe ich im November 2019 getrunken. Es war das Shaka Shaka, ein helles Lager. Doch seitdem gab es weder auf Untappd noch in einem meinen Reisetagebücher einen Eintrag über diese Brauerei. So war das Frühjahrstreffen der Biersommeliers Baden-Württemberg die perfekte Gelegenheit, die Privatbrauerei Lasser besser kennen zu lernen. Der Anlass fand am Samstag, 03. Mai statt und so machten wir uns auf dem Weg in Richtung Markgräflerland, einer Region die für ihre Weinberge, das milde Klima und die idyllische Landschaft bekannt ist. Vor uns lagen zwei Tage voller Genuss und Bierkultur.

Freitag – Warm-up in Freiburg
Bereits am Vortag findet in Freiburg in der Craftbeer Lodge von Andrea Seeger das Warm-up statt. Die Craftbeer Lodge hat sich ganz der Bierkultur und dem Genuss verschrieben. In diesem Shop findet man eine beeindruckende Auswahl von über 500 Bieren, darunter lokale und überregionale Craftbiere, internationale Bierstile sowie hochwertige Traditionsbiere. Andrea braut und verkauft auch ihr eigens Bier, welches eine Hommage an schöne Orte und Besonderheiten in der Region ist. Dies spiegeln Namen wie Bächle Helles oder Höllentäler IPA wieder. Das Geschäft liegt am Oberlindenplatz in der oberen Altstadt von Freiburg. Neben dem Verkauf bietet die Craftbeer Lodge auch Verkostungen an.

Wir sind eine kleine, übersichtliche Gruppe und können es uns bei bestem Wetter vor der Craftbeer Lodge gemütlich machen. Die Auswahl die Andrea in ihrem Laden hat ist echt grandios. Und so hat jeder bald ein leckeres Bier vor sich – und das bei sommerlichen Temperaturen. Was will man mehr! Gegen den aufkommenden Hunger holen wir uns Pizzen aus einem nahegelegenen Restaurant und lassen es uns so richtig gut gehen. Nach hopfigen IPAs und traditionellen Pils kredenzt uns Andrea noch Raritäten.

Kurz vor Sonnenuntergang geht es per Straßenbahn zu Braukollektiv, einer kreativen Craft-Brauerei in einem Aussenquartier von Freiburg. Seit der Gründung im Jahr 2014 hat sich Braukollektiv auf unfiltrierte, unpasteurisierte und naturbelassene Biere spezialisiert. Diese Brauerei ist bekannt für ihre hopfenbetonten Pale Ales und IPAs und als sogenannte Gypsy Brewer – sie besitzen keine eigene Brauanlage – sind sie von der US-amerikanischen Craft-Beer-Szene beeinflusst.

Im kleinen Taproom gönne ich mir zuerst ein Dolly. Nein, es ist nicht ein geklontes Bier, sondern trägt den Namen eines der wohl berühmtesten Schafe der Welt. Das Dolly ist ein American IPA, welches trotz kräftiger Hopfung und einem komplexen Körper weich und süffig ist. Nachdem wir alle ein leckeres Craftbier von Braukollektiv getrunken haben, startet Andrea mit der Vintage-Zeitreise. Sie hat dafür extra verschiedene Biere aus ihrem Fundus mitgebracht, bei denen das Mindesthaltbarkeitsdatum schon länger überschritten ist. Die eine oder andere Brauerei gibt es gar nicht mehr. Nicht alle dieser Vintage-Biere sind noch ein Genuss. Bei den IPAs zeigt sich, dass hopfenbetonte Biere frisch getrunken werden sollten. Der Propeller Nachtflug, ein Imperial Stout, hat seine besten Zeiten hinter sich gelassen. Aus der mir bekannten, komplexen dunklen Verführung ist ein simples Getränk geworden, welche geschmacklich nur noch wenig zu bieten hat. Passabel sind die Gose und das Saison, aber auch hier würde ich keine ganze Flasche trinken wollen. Es ist eine total spannende Sache, Biere aus vergangenen Zeiten zu verkosten. Wir beenden das Warm-Up gegen 22 Uhr und sind gespannt, was uns der zweite Tag zu bieten hat.

Samstag – Main Act in Lörrach
Der Samstag steht ganz im Zeichen der Privatbrauerei Lasser. Wir waren schon länger nicht mehr in Lörrach. Dabei ist diesen Ort wichtiger kultureller und wirtschaftlicher Knotenpunkt im Dreiländereck Deutschland – Frankreich – Schweiz. Wir schlendern am Vormittag ein wenig durch die Einkaufsstrassen und gönnen uns einen Espresso, bis es Zeit wird zur Brauerei aufzubrechen. Diese befindet sich unweit des Bahnhofs Lörrach und ist somit gut mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar.
Pünktlich um 14.30 Uhr nimmt uns Bernhard Senf, Braumeister, Biersommelier und Qualitätsmanager bei der Privatbrauerei Lasser, vor dem Sudhaus der Brauerei in Empfang. Im Schalander beginnt der erste Schwerpunkt des Frühjahrsanlasses. Knapp 30 Biersommeliers und Biersommelièren hören einem höchst informativen Vortrag von Philipp Schumpp von Durst Malz zu. Seine Präsentation über die wirtschaftliche Entwicklung der Malzbrache ist sehr spannend aber auch bedrückend. Die Malzbranche bekommt den sinkenden Bierkonsum und die billige Konkurrenz aus dem Ausland direkt zu spüren.

Bernhard hat dafür gesorgt, dass der theoretische Teil nicht zu trocken wird: Der Kühlschrank ist mit einer grossen Auswahl an Lasser-Bieren gefüllt und Bretzel gibt es auch noch. Ach, wir werden so richtig verwöhnt!

Ich starte mit dem Lasser alkoholfrei. Sofort steigen mir Noten von Tee, Minze und Gras in die Nase. Die knackige Bittere, der Hauch von Honig und die Fruchtigkeit (Pfirsich) gefällt mir sehr gut. Der schlanke Körper macht es sehr süffig und lädt zum Weitertrinken ein. Das Lasser HimBeer ist ein prickelnd, malzig-fruchtiges Bier, welches gut gekühlt und stilvoll in einem Sektglas serviert, das perfekte Apérogetränk ist. Das Lasser dunkel erinnert mich an Milchschokolade mit Nuancen von Karamell. Der Abgang ist bitter süss – ganz mein Geschmack. Eine zurückhaltende Hopfenbittere hat das Lasser Doppelhopfen, dazu ein feines Aroma nach Zitrus und Pfefferminz. Wie wär’s mit einem Stück Käse dazu?

Nach dem Input zum Thema Malz geht es auf die Brauerei-Tour. Bernhard führt uns mit spürbarer Leidenschaft durch ’seine‘ Brauerei. Zu jedem historischen Relikt kann er eine Geschichte erzählen. Der Weg führt uns durch verschiedene Produktionsbereiche, die Temperaturunterschiede spürbar machen: während einige Räume angenehm warm von den Brauprozessen durchzogen sind, herrscht in anderen eine erfrischende Kühle. Wie gut, dass ich meinen Fleece mitgebracht habe – ein kleiner, aber kluger Begleiter auf dieser Tour!

Dann kommt der Höhepunkt: das Zwickeln im Gärhaus. Wir probieren ein Basler Bier, das hier in Lörrach gebraut wird – direkt und unverfälscht aus dem Tank. Der erste Schluck ist eine Offenbarung: ultrafrisch, herrlich spritzig und voller Charakter. Ein Bier in seiner reinsten Form, so frisch, dass es fast lebendig wirkt. Ein Moment, der die Kunst des Brauens auf einzigartige Weise erlebbar macht.

Gut zu wissen: Führungen finden für Gruppen ab 5 Personen jeden Freitag um 15 Uhr und jeden Samstag um 10 Uhr und 15 Uhr statt. Anmelden kann man sich online. Vier Mal im Jahr werden auch öffentliche Führungen durchgeführt.

Nach dem spannenden Rundgang durch die Brauerei macht sich langsam der Hunger bemerkbar – all die Eindrücke, die feinen Düfte und die Vorfreude auf ein gutes Essen lassen das Wasser im Mund zusammenlaufen. Also machen wir uns auf den Weg ins Brauhaus Lasser, wo uns eine vielfältige Speisekarte erwartet.

Die Auswahl ist beeindruckend: Vom herzhaften Bierkutschersteak, das saftig auf dem Teller liegt, über die knusprigen Fish & Chips im Brauhaus Style, bei denen der goldbraune Teig beim ersten Bissen verführerisch knackt, bis hin zum Wurstsalat Spezial, der mit würzigen Zutaten für echtes Brauhaus-Flair sorgt. Hier findet wirklich jede und jeder etwas nach ihrem/seinem Geschmack. Natürlich darf auch das passende Bier nicht fehlen. Direkt vom Fass werden verschiedene der vor Ort gebrauten Bierspezialitäten ausgeschenkt, frisch gezapft und perfekt temperiert. Wer ein Weizenbier bevorzugt, kommt ebenfalls auf seine Kosten – hier gibt’s das Weizenbier von Maisel’s, das mit seiner fruchtigen Note und dem weichen, vollmundigen Geschmack wunderbar zu den deftigen Speisen passt.

Obwohl wir eine grosse Gruppe sind, geht der Service ganz fix, so dass wir um 20.00 Uhr zum nächsten Programmpunkt gehen können: Fehlaromaverkostung ‘Lichtgeschmack’. Dieser Bierfehler entsteht, wenn Bier längere Zeit dem Licht ausgesetzt wird, insbesondere Sonnenlicht. Dies führt zu einer chemischen Reaktion, bei der die Hopfenbestandteile im Bier mit Licht reagieren und dabei unangenehme Aromen entwickeln. Diese werden oft als skunk (Stinktier) beschrieben und können den Geschmack erheblich beeinträchtigen. Wie man den Lichtgeschmack verhindern kann? Braune Flaschen bieten den besten Schutz gegen Licht und verhindert die Entwicklung des Lichtgeschmacks. Damit wir das überprüfen können hat Bernhard das Lasser Pils und das Lasser Hell in weisse, grüne und braune Flaschen abfüllen lassen. Danach standen die Biere gut einen Monat in der Sonne, so dass sich der Lichtgeschmack perfekt entwickeln konnte. Wir sind gespannt, wie sich der Geschmack der Biere in den verschiedenen Flaschen verändert hat.

Bereits beim Öffnen des Hellen in der weißen Flasche fällt mir ein stark muffiger, unangenehmer Geruch auf. Eine anschliessende Verkostung der verschiedenen Flaschen bestätigt, dass selbst das braune Glas nicht in der Lage war, das Fehlaroma vollständig zu verhindern. Zwar ist der sogenannte „Skunk“-Geruch in der braunen Flasche weniger ausgeprägt als in der weißen und grünen Variante, dennoch zeigte sich der unerwünschte Lichtgeschmack.

Das Fazit: Auch eine braune Flasche bietet keinen vollständigen Schutz vor lichtbedingten Fehlaromen. Um die Qualität eines Bieres bestmöglich zu erhalten, empfiehlt sich eine Lagerung in dunklen Räumen oder eine lichtundurchlässige Verpackung, wie beispielsweise eine Dose, die die Exposition gegenüber schädlichem Lichteinfluss minimiert.

Zum Abschluss gibt es eine Jahrgangsverkostung vom Lasser Urbock und vom im Holzfass gelagerten Lasser Adams Bock (2019 – 2025). Die Lagerung in Barrique-Fässern verleiht einem Bier eine besondere Tiefe und Komplexität, da das Holz Aromen wie Vanille, Karamell und leichte Röstaromen abgibt. Bei Bieren mit höherem Alkoholgehalt und intensiver Malzbasis können sich die Aromen über die Zeit weiterentwickeln und abrunden. Für uns Bierliebhaber ist eine Jahrgangsverkostung eine wertvolle Gelegenheit, die Qualität und das Potenzial eines Biere zu beurteilen. Der Adams Bock hat mich bei den älteren Jahrgängen mit seiner ausdrucksvollen Holzaromatik überzeugt.

So gegen 22 Uhr nehmen wir den Heimweg unter die Füsse. Trotz der 25 km Luftlinie liegt eine knapp 1 1/2 Std Reise mit dem öV vor uns. Es war ein perfekter Frühjahrsanlass mit vielen Momenten des Genusses und einem lebendigen Austausch. Ein grosses Dankeschön geht an Andrea und an Bernhard! Ich durfte eine Brauerei kennen lernen, die mehr als nur eine Stätte des Brauhandwerks ist. Sie ist ein lebendiges Stück Geschichte und ein Ort der Tradition. Hier fliesst nicht nur Bier aus den Fässern, sondern auch Leidenschaft, Hingabe und die tiefe Verbundenheit zu einem Handwerk, das über Jahrzehnte gewachsen ist. Das Brauhaus Lasser werde ich sicher wieder besuchen. Mit Freunden, damit auch sie in den Genuss des guten Essen und der tollen Biere kommen können.

Prost auf das, was war, was ist und was noch kommen mag!

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