Eine Blindverkostung von Bieren ist eine grossartige Gelegenheit, die Kunst des Bierbrauens auf eine neue Weise zu erleben. Sie ermöglicht es, Biere objektiv und ohne Vorurteile zu bewerten, was zu überraschenden und bereichernden Geschmackserlebnissen führen kann. Giesinger Bräu hat am Samstag 1. Februar zu einer Blindverkostung gerufen, bei welcher wir sieben Münchner Helle probieren und bewerten konnten. Für uns war es die Gelegenheit die Vielfalt und die feinen Nuancen der verschiedenen Münchner Helle Biere zu entdecken und unsere sensorischen Fähigkeiten zu schärfen.
Zuerst etwas Theorie – was ist ein Münchner Helles? Münchner Helles, oft einfach als „Helles“ bezeichnet, ist ein traditioneller bayrischer Bierstil, der für seine helle Farbe und seinen ausgewogenen Geschmack bekannt ist. Es handelt sich um ein untergäriges Bier, das sich durch seine malzige Süße und dezente Hopfennoten auszeichnet. Der Bierstil Münchner Helles hat seine Wurzeln im späten 19. Jahrhundert in München. Es wurde erstmals im Jahr 1894 von der Spaten-Brauerei gebraut, um mit dem beliebten böhmischen Pilsner zu konkurrieren. Während das Pilsner für seine ausgeprägte Hopfenbittere bekannt war, sollte das Münchner Helles eine ausgewogenere Alternative bieten, die sowohl malzig als auch erfrischend ist. Der Alkoholgehalt liegt typischerweise zwischen 4.7% und 5.4% Vol. Oft wird das Helle zu traditionellen bayrischen Speisen wie Weisswürsten oder Schweinshaxen genossen.

Wir reisen schon am Freitag an, um uns bestmöglich auf die Blindverkostung vorzubereiten. Die verschiedenen Hellen sind uns zwar bekannt, aber wir möchten unsere Sensorik noch ein bisschen aufpolieren. Möglichkeiten dafür gibt es reichlich. Folgende Brauereien sind bei der Verkostung am Start: Augustiner Bräu, Paulaner, Löwenbräu, Spaten, Hacker Pschorr, Hofbräu München – und natürlich das Helle von Giesinger Bräu.


Am Samstagmorgen ist es dann soweit! Im gemütlichen Bräustüberl des Giesinger Bräu Werks 2 versammelt sich eine bunte Truppe von gut 60 bierbegeisterten Menschen, die sich um 11 Uhr auf eine spannende Geschmacksreise begeben wollen. Auf den langen Tischen liegen Verkostungsbögen und Schreibutensilien. Brezeln dürfen nicht fehlen, jedoch mit wenig Salz, um die Geschmacksknospen nicht durcheinander zu bringen. Wir sind bereit für ein unvergessliches Erlebnis.



Steffen Mark, Gründer und Geschäftsführer der Giesinger Bräu, begrüsst uns und danach folgt die Einführung in den Ablauf der Blindverkostung.

Während der Verkostung geht es darum, die verschiedenen Münchner Hellen nach persönlicher Vorliebe zu bewerten. Die Biere wurden im Hintergrund aus Flaschen in Steinkrüge gefüllt und dann am Tisch auf die farblich definierten Untersetzer gestellt. Warum aus Steinkrügen verkosten? Damit man nicht bereits an der Farbe erkennen kann, um welches Helle es sich handelt. So bleibt der Fokus ganz auf dem Geschmackserlebnis. Wir sind bereit, unseren Favoriten zu finden.


Wir tauchen in die Verkostung der sieben Biere ein und müssen sie in unsere persönliche Reihenfolge bringen. Platz 1 geht an das Helle, das uns am besten mundet, während Platz 7 das Bier markiert, das uns am wenigsten gefällt. Doch die Verkostung ist schwieriger als erwartet – die Biere sind aus Flaschen eingeschenkt und nicht frisch gezapft, was nicht unsere Trainingsroutine von gestern entsprach. Da haben wir ausschliesslich frisch gezapfte Biere probiert.
Ich schiebe meine Favorite hin und her, versuche mich an die Eindrücke vom Vortag zu erinnern. Beim Augustiner, Giesinger und Paulaner bin ich mir sicher, doch bei den restlichen Krügen bin ich unschlüssig, um welche Brauerei es sich handelt. Ist auf dem roten Untersetzer das Spaten oder das Löwenbräu? Am Ende der Verkostung schreiben wir unsere Platzierungen auf die entsprechenden Untersetzer. Diese werden zusammengefaltet und in die mit den Brauereinamen beschrifteten Krüge gelegt. Diese werden dann ausgewertet und eine Auswertung bzw Rangliste der sieben verschiedenen Münchner Hellen wird erstellt.

Bevor jedoch die Platzierungen der Verkostung verkündet wird, steht eine spannende Brauereitour auf dem Programm. Selbstverständlich darf sich jeder ein Wegbier mitnehmen, um die Tour in vollen Zügen zu genießen. Ich entscheide mich für die Untergiesinger Erhellung, um einen klaren Kopf zu behalten, damit ich die vielen neuen Eindrücke besser aufnehmen kann.
Die Tour beginnt und wir lauschen gespannt den vielen interessanten und lustigen Fakten zur Brauerei und ihrem ehrgeizigen Bestreben, auf die Wiesn zu kommen. Die Leidenschaft und Hingabe von Steffen und seinem Team ist in jeder Anekdote spürbar. Während wir durch die verschiedenen Stationen der Brauerei geführt werden, genießen wir unser Wegbier und tauchen tiefer in die faszinierende Welt von Giesinger Bräu ein.
Schon bald ist das Wegbier ausgetrunken, und wir kommen in den exklusiven Genuss eines frisch gezwickelten Giesinger direkt vom Tank. Das Erlebnis, das Bier in seiner ursprünglichsten Form zu verkosten, ist ein absoluter Höhepunkt der Tour. Mit einem zufriedenen Lächeln und vielen neuen Eindrücken kehren wir schließlich zurück, bereit für die spannende Verkündung der Verkostungsergebnisse.
Zurück Braustüberl, sind alle gespannt auf die Auswertung der Verkostung. Der Gewinner wird verkündet: Das Helle von Löwenbräu holt sich den ersten Platz, dicht gefolgt von Hacker Pschorr auf dem zweiten und Paulaner auf dem dritten Platz. Wer hätte das gedacht! Bemerkenswert ist, dass alle siegreichen Biere von Brauereien stammen, die einen Großkonzern im Rücken haben. Mein Favorit – das Helle von Augustiner Bräu – landet zu meiner Überraschung auf dem letzten Platz. Auch das Helle von Hofbräu und Spaten landen abgeschlagen auf dem 6. und 5. Platz. Der vierte Platz konnte sich das Helle von Giesinger sichern.
Während die Ergebnisse bekannt gegeben werden, entsteht lebhafte Diskussionen unter den Teilnehmern. Einige sind überrascht, andere nicken zustimmend. Die Vielfalt der Geschmäcker und die subjektive Wahrnehmung der einzelnen Verkoster machen die Blindverkostung zu einem spannenden und lehrreichen Erlebnis. In jedem Fall hat die Verkostung gezeigt, dass selbst erfahrene Bierliebhaber immer wieder Neues entdecken und ihre Geschmacksvorlieben hinterfragen können.
Mit einem letzten Prost stoßen wir auf die Siegerbiere an und lassen den Nachmittag bei Weisswurst und Brezn gemütlich ausklingen. Dazu selbstverständlich ein leckeres Bier von Giesinger Bier. Gibt es etwas besseres?

Es war ein erlebnisreicher Anlass bei Giesinger Bräu. Auch wenn unsere sensorischen Fähigkeiten trotz intensiven Trainings am Vortag nicht auf Hochform glänzten, so hatten wir doch die Möglichkeit, die Vielfalt und die feinen Nuancen der verschiedenen Münchner Hellen Biere zu verkosten und dabei eine fabelhafte Zeit zu verbringen.
Ein großes Dankeschön an das Giesinger Team für die hervorragende Organisation und die tadellose Durchführung dieses grandiosen Anlasses. Eure Hingabe und Leidenschaft für das Brauhandwerk haben diesen Tag unvergesslich gemacht. Mit einem letzten Prost verabschieden wir uns, bereichert um viele neue Eindrücke und wunderbare Erinnerungen.
Auf viele weitere solche Erlebnisse!








