Hoppy Down Under – Unsere Craftbier-Expedition 2024 (2)

Adelaide
Unsere Reise startete in Südaustralien welches für seine vielfältige Landschaft, die reiche Kultur und 4800 km ausgedehnte Küstenlinie bekannt ist. Führende Weinanbaugebiete wie das Barossa Valley, das McLaren Vale, das Clare Valley oder die Adelaide Hills produzieren Spitzenweine, die sich nicht vor den europäischen Weinen verstecken müssen. Und das Outback liegt direkt vor der Haustüre. Die Hauptstadt Adelaide ist eine sehr lebendige Stadt und wird ihrem Namen als Festival City mehr als nur gerecht. So findet im australischen Sommer das Adelaide Fringe Festival statt. Es erstreckt sich über 31 Tage und Nächte und bietet eine breite Palette von Veranstaltungen (zB Kabarett, Theater, Musik, etc). In und um Adelaide findet man aber auch viele verschiedene Craftbier Brauereien und exzellente Pubs. Einige kannten wir bereits von unseren früheren Reisen, andere entdeckten wir neu. Starten möchte ich mit drei grossen Playern: Coppers Brewery, Pirate Life und Big Shed Brewing.

Coopers Brewery
Die Coopers Brewery ist die grösste australische Privatbrauerei. Sie befindet sich in einem Vorort der Stadt, im Regency Park. Gegründet wurde sie 1862 von Thomas Cooper und ist seitdem im Familienbesitz. Eine Unternehmensverfassung erschwert den Verkauf von Aktien ausserhalb der Familie. Die beiden bekanntesten Biere von Coopers sind das Pale Ale und das Sparkling Ale, welches mein Favorit ist. Es wird immer noch mit dem einzigartigen Stamm der Coopers-Hefe in der Flasche konditioniert. Für das perfekte Genusserlebnis sollte man dieses Bier vor dem Einschenken rollen. Das hilft, die sich am Boden der Flasche/Dose abgesetzte Hefe zu verteilen. Dieses Ritual verbessert den Geschmack des Bieres und gehört einfach dazu, wenn man ein Sparkling Ale trinkt. Coopers Biere findet man in den meisten Pubs, Bottle Shops und sogar bei uns in der Schweiz ist es erhältlich.

Da wir auf unserer letzten Reise die Coopers Brewery gesehen und an einer interessanten Führung teilgenommen haben, wollten wir ein Pub besuchen, welches Coopers Biere ausschenkt. So sind wir am Rand des Stadtzentrums von Adelaide auf ein ikonisches Pub gestossen: The Original Coopers Alehouse At The Earl Of Aberdeen. Dort findet man nicht nur die komplette Palette der Coopers Biere, sondern auch solche Coopers Biere, welche im Fass gelagert wurden. Die Weinauswahl und die Cocktailkarte lassen keine Wünsche offen. Darum ist dieses Pub ein beliebter Treffpunkt für Bierliebhaber, Weintrinker oder Cocktailfreaks. Selbstverständlich bekommt man typisches australisches Pub-Essen und Sportbegeisterte können auf einer 2.5 Meter grossen Leinwand Pferderennen oder Cricket verfolgen.

The Original Coopers Alehouse At The Earl Of Aberdeen. Quelle Foto

Nach einem späten und ausgiebigen Frühstück fahren wir mit dem Bus zum Alehouse und sind kurz nach elf Uhr dort. Leider können wir uns nicht auf die Terrasse setzten, da uns der Südaustralische Sommer einen Strich durch die Rechnung macht. Die Temperatur von 12 Grad lädt nicht wirklich dazu ein, sein Bier draussen zu trinken. Drinnen sind wir die ersten Gäste und geniesse zum Start eine Schooner des Sparkling Ales und des Original Pale Ale. Direkt vom Fass schmecken beide wunderbar.

Wie in vielen anderen Pubs findet man auf der Tapliste mindestens ein Bier mit wenig(er) Alkohol. Das Mild Ale von Coopers ist mit 3.5 % vollmundig mit einem sanften Malzcharakter. Und wie in vielen anderen Pubs ist die Zapfanlage mit einer Eisschicht überzogen. Dementsprechend kalt werden die Biere auch ausgeschenkt. Und mit so wenig Schaum wie möglich!

Das Alehouse füllt sich langsam. Die meisten Gäste begeben sich, nachdem sie an der Bar ein kühles Ale getrunken haben, in den hinteren Bereich des Pubs um etwas zu essen. Dort befindet sich der Speiseraum und da es Sonntag ist, steht der Sunday Roast auf der Tageskarte. Wir bleiben beim Bier und wechseln zu den Vintage Ales und den Aged Ale. Mein Aged Sparkling Ale ist komplex im Geschmack, mit einer feinen Holz- und Fruchtnote. Spannend, die beiden Biere nebeneinander zu verkosten.

Wir können an diesem Morgen nicht alle Coopers Biere probieren. Darum wird man uns am Schluss unserer Reise nochmals im Original Coopers Alehouse antreffen. Bei besserem Wetter (36 Grad) auf der Terrasse und bei einem wunderschönen Sonnenuntergang.

Selbstverständlich braut Coopers auch Lagerbiere, darunter alkoholfreie, low carb, oder light Biere. So wie es die anderen Grossbrauereien wie es Carlton, XXXX, Hahn oder Great Northern auch im Portfolio haben. Coopers ist aber auch der weltweit grösste Hersteller von Bierkonzentrat in Dosen für Heimbrauer. In einer 1.7 Liter Dose ist alles drin, was man zum Brauen von 23 Litern Bier braucht: Malz, Hopfen inkl eine Tüte Bierhefe. Es gibt diese Dosen in verschiedenen Sorten wie Lager, Stout oder Real Ale. Zu kaufen gibt es sie in Supermärkten. Selbst ausprobiert haben wir es jedoch noch nie.

Pirate Life (CUB/Ashai)
Gegründet wurde Pirate Life 2014 von drei Westaustraliern, welche 2014 nach Adelaide gezogen sind. Sie starteten 2015 mit einer 2500 lt Brauanlage und hatte mit ihren fantastischen Bieren einen grandiosen Start. An den GABS Bierfestivals belegte Pirate Life regelmässig sehr gute Plätze. Wir besuchten 2017 den Taproom am ehemaligen Standort (Hindmarsh). Die jährliche Produktion lag damals bei gut 2 Mio Liter pro Jahr. Zu diesem Zeitpunkt war Pirate Life bereits an Carlton & United Breweries (AB InBEv) verkauft und der Umzug an einen neuen Standort geplant. Dieser Verkauf katapultierte Pirate Life in höhere Spähren – die Passion für grossartige Biere ist jedoch geblieben. Zum Glück. In Port Adelaide entstand in einem historischen Woolstore eine gigantische, neue Brauerei mit Taproom. Die Produktion wurde vervierfacht und damit konnte das Bier im ganzen Land im grossen Mass vertrieben werden. Dh man findet Pirate Life in vielen Pubs/Hotels und in den eingängigen Bottle Shops. Ein Ableger von Pirate Life wurde 2022 in Perth eröffnet.

So sah es bei Pirate Life 2017 bei unserem ersten Besuch aus, ca ein halbes Jahr vor dem Umzug an den neuen Standort:

Wir waren also gespannt, wie sich alles verändert hat und ob uns die Biere von Pirate Life immer noch so gut schmecken wie 2017. Wir suchen uns ein Hotel, welches so gelegen ist, dass wir zu Fuss zu Pirate Life können. Das Quest Port Adelaide liegt direkt am Wasser und bei den Fishermen’s Wharf Markets. Bei unserer Ankunft sehen wir sogar Delfine vorbei schwimmen.

Der kurze Fussweg zu Pirate Life führt uns an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Port Adelaide vorbei.

Pirate Life ist gross geworden!!! Der Biergarten und der Taproom sind riesig. Die Brauerei bietet Tastings und Führungen an, man kann auch Räumlichkeiten für eine private Feier mieten. An den Zapfhähnen findet man 21 verschiedene Biere, inkl Cider und alkoholhaltige Limonaden. Für das leibliche Wohl ist auch gesorgt und das Personal ist sehr aufmerksam, aber nicht aufdringlich. Und es läuft coole Musik. Der Taproom hat sieben Tage geöffnet.

Bei unserem ersten Besuch entscheiden wir uns für ein Tasting Paddle (vier Biere für Au$ 20.-). Dazu erhält man automatisch eine Karaffe Wasser. Auf der Tapliste findet man das leichte South Coast Pale Ale (3.5 %), aber auch ein Hefeweizen oder ein Sauerbier (Pina Colada Sour). Der Blick auf die riesige Brauanlage ist sehr beeindruckend.

Bei unsere zweiten Besuch ist es heiss. Es hat um 18 Uhr immer noch über 30 Grad und der heisse Wind erinnert an einen Haarfön. Wir finden im kühlen Taproom keinen Platz mehr. So setzen wir uns in den Biergarten. Zum Glück werden wir ab und zu von einem feinen Wassernebel leicht benetzt und abgekühlt. Die Warteschlange um sich ein Bier zu holen ist sehr lang. Doch wir bestellen und bezahlen direkt über die App. So erhalten wir unser Essen und das erste kühle Biere schnell. Später wage ich mich an das Crush Selzer mit Erdbeer/Wasser-melonen-Geschmack. Naja, nicht so ganz mein Ding. Dafür überzeugt das IIPA (Imperial IPA) mit tropischen Früchten, etwas Kiefer und einer wunderbaren Bittere.

Der Biergarten wird sich im Laufe des Abends noch füllen.

Ein DJ sorgt für angenehme Stimmung und wir geniessen einen wunderbaren, südaustralischen Sommerabend. Und obwohl Pirate Life eine Makro Brauerei ist, sind die Biere immer noch wunderbar.

Big Shed Brewing
Die Big Shed Brewing, gegründet 2012, haben wir 2017 per Zufall entdeckt. Eher versteckt wurden in einem Vorort von Adelaide mit viel Herzblut Bier gebraut. In einem Industrieschuppen stand die Brauanlage und im dazugehörenden, winzigen Taproom wurden sechs Biere ausgeschenkt. Dazu lief Hardrock und die Deko bestand hauptsächlich aus Totenköpfen. Wir wollten zuerst gar nicht hinein. Später, nach diversen fantastischen Bieren, wollen wir nicht mehr gehen.

Die neue, grosse Brauerei befindet sich immer noch im Royal Park. Auch hier kann man Räume für private Anlässe mieten oder an einer Brauereitour teilnehmen. Die Anfahrt vom Stadtzentrum mit dem öffentlichen Verkehr ist umständlich und dauert sehr lange. Es empfiehlt sich also ein Taxi oder Uber zu nehmen. Wir fahren mit dem Auto, da die Brauerei nur vier Kilometer von unserem Hotel in Port Adelaide entfernt ist. Ich werde als Fahrerin Mass halten. Zudem weiss man nie, ob man in eine Kontrolle kommt. Als wir ankommen werden wir von der Grösse des Gebäude überrascht. Der Taproom mit Blick auf einen Teil der Brauanlage, ist grosszügig gestalten und bietet Platz für bis zu 250 Personen. Es gibt 20 Zapfhahnen und eine sehr breite Speisekarte. Zum Zeitvertreib stehen Spielautomaten (Flipperkasten) zur Verfügung und es läuft angenehme Rockmusik. Der Biergarten hat eine eigene Frontbar mit weiteren Zapfhahnen. Auch bei Big Shed Brewing findet man Hard Lemonade, Weiss- und Rotweine. Der Taproom hat sieben Tage geöffnet.

Big Shed Brewing finden wir im Craft Beer Passport und so kommt Rolf in den Genuss von zwei Tasting Paddle für den Preis von einem. Man kennzeichnet auf einem laminierten Blatt, welche Biere man haben möchte und diese werden dann an den Tisch gebracht.

Ein Besuch der Big Shed Brewing lohnt sich auf jeden Fall. Die Biere werden mit Liebe, Spass und Kreativität gebraut. Die NEIPAs sind durchwegs sehr gut, wenn auch teils ein wenig kitschig, wie zum Beispiel das Boozy Fruit NEIPA. Aber die Biere machen wirklich Freude!

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