Am 24. Dezember 2023 konnten wir endlich auf die langersehnte Craftbier-Reise nach Australien. Zurück in das Land, wo vor 20 Jahren unsere Begeisterung für Craftbier angefangen hat. Acht Wochen – 10’000 Kilometer mit Auto bzw Campervan – 55 Brauereien – 42 Grad Maximaltemperatur – endlose Strände und jede Menge fantastischer Biere. Und selbstverständlich auch Kängurus. Doch zuerst einmal einige Grundlagen.
Wo trinkt man in Australien Bier? Selbstverständlich in einem Pub, auch Hotel genannt. Es werden mindestens sechs bis acht Biere vom Fass (draught) angeboten. Je nach Bundesland findet man verschiedene Stammbiere, welche im jeweiligen Pub ausgeschenkt werden. Hier einige Beispiele:
Südaustralien: Coopers (grösste australische Brauerei, welche noch im Privatbesitz ist!)
Queensland: XXXX Castelmaine (Kirin Beer K.K. / Japan)
Victoria: Carlton Draught (Asahi / Japan)
New South Wales: Hahn (Kirin Beer K.K. / Japan)
Daneben findet man am Zapfhahn Victoria Bitter, Great Northern, WestEnd, White Rabbit, Wood & Stone. Auch diese Brauereien gehören fast ausschliesslich Grosskonzernen. In den meisten Pubs gibt es natürlich auch Getränke für Nichtbiertrinker, wie zB Cider, Weiss- oder Rotweine, alkoholhaltige Limonaden und diverse Spirituosen. Zum essen gibt es meist Fish & Chips, Schnitzel mit gravy, Burger, Salt & Pepper Squid, Steaks, Pizzen, Salate, etc

Alle diese Biere kann man auch in den unzähligen Bottle Shops kaufen, welche man meistens in der Nähe eines Supermarktes (zB Coles) oder eines Einkaufzentrums findet. Beispiele sind:
- BWS (Bier, Wine and Spirits)
- Liquorland
- Thirsty Camel
- Dan Murphy’s
Oft gibt es auch einen bequemen Drive-through, so dass man nicht einmal aussteigen muss, um sich ein Bier oder einen Wein zu kaufen. Wichtig: wenn man aus dem Geschäft geht, müssen die alkoholischen Getränke verpackt sein. Mindestens in einer Papiertüte.
Häufig kann man in den Bottle Shops die Biere in Grosspackungen (16 – 24 Dosen) zu einem sehr günstigen Preis kaufen. Craftbiere in den üblichen Bottle Shops zu finden ist schwierig. Zwar gibt es Biere von Pirate Life, Wood & Stone, Little Creature, Bridge Road, Balter oder von 4 Pines. Diese Brauereien haben alle als Craftbier Brauereien begonnen, gehören aber unterdessen Grosskonzernen wie Asahi oder AB InBev. Dadurch konnten sie nicht nur den Absatz steigern, sondern sind fast im ganzen Land erhältlich. Darf man denn diese Biere noch Craftbiere nennen? Sie heben sich auf jeden Fall geschmacklich von den Massenprodukten ab.
Wenn man Glück hat, findet man eine Dose Craftbier aus der Region. Aber Achtung: nicht in jeder nach Craftbier aussehende Dose, ist auch Craftbier drin. Wir haben vermeintliche Craftbiere gefunden, mit wohltönenden Namen und kreativen Etiketten, bei welchen Google nicht herausgefunden hat, von wem sie gebraut wurden. Sind sie jedoch preisgünstig, kann man davon ausgehen, dass es sich um ein Massenprodukt einer Grossbrauerei handelt.
Das Forster’s Lager haben wir in keinem Pub und keinem Bottle Shop auf unserer Reise gesehen. Diese Biermarke wird für den Konzern Forster’s Group (unterdessen AB InBev?) unter Lizenz in Europa, Nordamerika und Asien gebraut. Es ist nicht für den heimischen Markt gedacht und daher in Australien nicht erhältlich.
Für Weinliebhaber: Bei Dan Murphy’s findet man eine sehr grosse Auswahl an Weinen aus der ganzen Welt. Vorsichtig muss man bei Vintage Cellars sein (Tochtergesellschaft von Coles). Dort kann man sich eine günstige Flasche Shiraz aus dem Barossa Valley kaufen. Sucht man aber nach dem Weingut, findet man es nicht, weil es gar nicht existiert. Der Weine kommt meist aus einem ganz anderen Weinanbaugebiet (zB Victoria) und auf der Etikette steht ein Phantasiename. Aber wenn es schmeckt, warum nicht.
Die ‘richtigen’ Craftbiere können mit den günstigen Preisen der Grossen nicht mithalten. Darum findet man sie auch nicht in den genannten Bottle Shops. Möchte man regionale Craftbiere geniessen, muss man direkt zur Brauerei. Die meisten Craftbier Brauereien Australiens haben einen Taproom und sind in der Regel von Donnerstag bis Samstag geöffnet. Die Auswahl der Biere ist gross. War ein wichtiger Faktor bei der Planung der Etappen unserer Reise. Oft werden Tasting Paddle angeboten. So hat man die Möglichkeit vier bis fünf Biere zu verkosten. Meist sind es 50 ml Gläser. Es können aber auch 200 ml Gläser sein. Dann kann das Probieren aber zu einer Herausforderung werden.




Einige Brauereien bieten auch Essen an. Entweder steht ein Foodtruck auf dem Gelände oder aus der eigenen Küche kommen kleine Gerichte wie Pizzen, Chicken Wings oder Burger.




Die Taprooms liegen meist nicht direkt im Zentrum eines Ortes, sondern ausserhalb, zB in einem Industriegebiet. Mit dem öffentlichen Verkehr ist es umständlich oder sogar unmöglich dorthin zu gelangen. Aber zum Glück gibt es an den meisten Orten Taxis sowie UBER oder Didi.
In den Pubs bezahlt man für ein Pint zwischen 8 – 10 AU$. Für ein Craftbier in einem Taproom können es 10 – 16 AU$ sein.
Spannend wird’s dann aber bei den Gläsergrössen. In australischen Pubs gibt es eine Vielzahl von Biergläsern. Und auch die Namen variieren je nach Bundesstaat oder Territorium. Sind in einem Schooner in Südaustralien mickrige 285 ml im Glas, sind es in New South Wales gute 425 ml und in Queensland stattliche 450 ml.



In Adelaide misst ein Pint 425 ml, in anderen Städten/Bundestaaten können es 570 ml sein – dann wird es Imperial Pint genannt.
Die Masseinheit Pony – welche auch Pott heissen kann – misst in Victoria 140 ml. In Queensland wird es als Middy bezeichnet und misst zwischen 285 und 310 ml. Und last but not least: der Jug (Krug) ist mit 1.140 Liter das grösste und sehr beliebte Mass. Vor allem wenn man in einer gemütlichen Runde Bier trinken möchte.
In den australischen Pubs findet man so gut wie keine Importbiere aus Europa oder Amerika am Zapfhahn. Ausnahmen sind zB Heineken und Corona.

Wir haben uns auf unserer Craftbier Reise von ‘The Crafty Pint’ (Webseite) und dem Craft Beer Passport inspirieren lassen. Diesen gibt es für verschiedene Bundesstaaten in der Form eines kleinen Booklets. Der Preis variiert je nach Bundesstaat. Jeder Craft Beer Passports ist individuell gestaltet und vollgepackt mit Informationen über lokale Brauereien und Craft Bier Lokale. Ausserdem gibt es Vorschläge für Brauerei-Hopping, inklusive vielen Rabatten und Werbegeschenken welche man vor Ort erhält.
Fortsetzung folgt …………………………………………….